William G. Sutherland war ein Schüler von Still. Er erweiterte den therapeutischen Zugang über das Skelett um einen weiteren, bis dahin nicht beachteten Teil des Körpers: den Schädel, und entwickelte die craniale Osteopathie (von lateinisch cranium = Schädel). Im Laufe seiner jahrzehntelangen Forschung entdeckte er zwei wichtige Faktoren:
- Der Schädel als knöcherne Umhüllung des Gehirns besteht nicht aus einem Knochen, sondern aus etlichen Knochenplatten, die zwar ineinander verzahnt, aber nicht fest verwachsen sind, sodass eine gewisse Beweglichkeit untereinander besteht, vergleichbar zum Beispiel mit Dehnungsfugen bei einer Brücke.
- Es gibt einen tastbaren Rhythmus, in dem sich der Schädel ein klein wenig ausdehnt und wieder zusammenzieht (idealerweise 8 bis 14 mal pro Minute). Er wird bedingt durch die Produktion und Ableitung des Gehirnwassers (Liquor) in den flüssigkeitsgefüllten Räumen in und um das Zentralnervensystem.
John E. Upledger entwickelte diese Erkenntnisse weiter zur craniosakralen Therapie. Dabei werden Spannungen der Knochen und der das Zentralnervensystem umgebenden festen Häute (Dura mater) gelöst und dadurch Behinderungen des Liquorflusses und der Blutversorgung vermindert oder beseitigt sowie reflektorisch die Impulse des Nervensystems an den Bewegungsapparat und die inneren Organe normalisiert.