Wie ich die Osteopathie verstehe und anwende

von Swantje Kuschick

Jede therapeutisch tätige Person entwickelt im Laufe der Zeit, geprägt durch individuelle Fähigkeiten, Vorlieben und Erfahrungen, ihre ganz persönliche Sicht auf und Interpretation der angewandten Methode – so auch ich in Bezug auf die Osteopathie.

Was meine osteopathische Arbeit am meisten beeinflusst, sind die Erkenntnisse aus der Regulationsmedizin. Die diagnostische Möglichkeit der kinesiologischen Testung und das Wissen über biochemische Prozesse, immunologische Mechanismen, vegetative Regelkreise und die Auswirkungen von Heilungshindernissen – um nur einige der häufigsten Problemfelder zu nennen – ermöglicht es mir, hinter vordergründig mechanisch erscheinenden Beschwerden komplexe Zusammenhänge zu sehen.

Das erlaubt es mir, die eher passive Behandlung durch Aufklärung der Patient*innen über die Hintergründe des Krankheitsgeschehens zu erweitern, diese also zur aktiven Selbstbehandlung zu ermächtigen. Meiner Erfahrung nach ist ohne diese Mitarbeit eine weitreichende und dauerhafte Heilung nicht möglich, die Anleitung zu einer guten Selbstfürsorge insofern unerlässlich.

Ein weiteres essenzielles Anliegen ist mir die sanfte Ausübung der manuellen Techniken in der Osteopathie. Dahinter steht zum einen die Erkenntnis, dass sanfte Reize am besten dazu geeignet sind, die Eigenregulation des Körpers zu stärken. Andererseits gilt es, zu starke Reize zu vermeiden, die – insbesondere in empfindlichen Geweben oder bei empfindlichen und/oder vielfältig belasteten Individuen – eine Schwächung hervorrufen oder gar Schäden verursachen können.

Häufig liegen Störungen im Gewebe auch traumatische Erfahrungen zu Grunde. Unser System reagiert auf traumatische Erlebnisse nicht selten durch Abspaltung der damit verbundenen schmerzhaften Wahrnehmungen. Einerseits emotional, andererseits aber auch physisch: der betroffene Teil des Körpers wird vom Gesamtsystem „abgekoppelt“, was aber eine vollständige Heilung und Wiederherstellung der vollen Funktionalität verhindert. Es braucht dann eine Reintegration dieser Region. Das gelingt aber nur dann, wenn keine fortwährende Retraumatisierung zum Beispiel durch das Auslösen von zusätzlichen Schmerzen oder die rein mechanische Ausführung von Techniken, die von Patient*innen als unangenehm empfunden werden, passieren. Stattdessen sind ein empathischer Kontakt und vorsichtige Ausführung wesentlich.

Mit dieser Herangehensweise ist es auch möglich, die empfindlichsten Patient*innen zu behandeln: Schwangere, Mütter im Wochenbett, Neugeborene und Babys. Da Mütter und Kinder kurz nach der Entbindung nicht unnötigerweise durch die Gegend fahren sollten, komme ich in dieser Zeit auch gerne zu Ihnen nach Hause (soweit es die räumliche Entfernung erlaubt). Gerade in dieser Phase kann die Osteopathie mit wenig Aufwand sehr viel Gutes bewirken.

Zu meinem Verständnis der Osteopathie gehört auch die Einsicht, dass es Grenzen der Methode und meiner Möglichkeiten gibt. Für solche Fälle ist es auch wichtig, andere Methoden vorzuschlagen oder mit anderen Therapeut*innen zusammenzuarbeiten. Häufig ist in diesem Zusammenhang die Kooperation mit Zahnärzt*innen, Optiker*innen und Physiotherapeut*innen.

Gerne kläre ich auch in einem Telefongespräch mit Ihnen, ob eine osteopathische Behandlung in Ihrem Fall angezeigt ist.